BUND Kreisgruppe Pinneberg

AATIF – Rettung Afrikas? Bekämpfung von Fluchtursachen? Oder eine besonders perfide Form des Neokolonialismus?

AATIF steht für „Africa Agriculture and Trade Investment Fund“, ist Bestandteil des „Marshallplans mit Afrika“ des BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) und soll durch staatliche Absicherung private Investitionen in Afrika mobilisieren und auf diese Weise den afrikanischen Kontinent entwickeln. Um sich vor staatlicher Entwicklungshilfe zu drücken – offensichtlich will hier man Geld sparen, um beim „Verteidigungs“-Haushalt draufsatteln zu können – schickt man also private „Investoren“ nach Afrika.

„Ziel des AATIF ist es, vorhandene Potenziale in der Landwirtschaft und im Handel nachhaltig auszuschöpfen. Im unmittelbaren Fokus stehen dabei die nachhaltige Förderung der Einkommen der im Landwirtschaftssektor arbeitenden Bevölkerung sowie eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit lokaler Unternehmen” heißt es in einem Papier des BMZ. Die Realität sieht völlig anders aus: Das Ziel privater Investoren ist unbestreitbar die Erwirtschaftung möglichst hoher Renditen. Wie sie dieses Ziel erreichen, ist ihnen egal. AATIF „mobilisiert“ deshalb nicht die Entwicklung des afrikanischen Kontinents, sondern Landraub, Lohndumping, Menschenrechtsverletzungen etc.. Beispiel: In Sambia wütet der Finanzinvestor Agrivision Africa, der von AATIV einen Kredit erhalten hat.  Agrivision hat dort 18.000 Hektar Land „erworben“, was aber nichts anderes heißt, als dass er das Land den Kleinbauern, die es vorher bewirtschaftet haben, unter den Füßen weg gekauft oder gepachtet hat.  

Die Kleinbauern können sich dagegen nicht wehren. Land war in Sambia vor der Kolonialzeit wie in allen afrikanischen Gesellschaften Gemeinschaftseigentum. Es wurde von den Menschen verwaltet, die es bewohnten und bewirtschafteten. Das änderte sich mit der Kolonialisierung grundlegend. Die Kolonialisten nahmen für sich in Anspruch, Land aufzukaufen, zu enteignen und zu privatisieren. Heute besteht zwar die Möglichkeit, dass auch Kleinbauern Land registrieren lassen und dafür dann einen Titel erhalten können. Viele von ihnen wissen aber wenig über ihre Rechte und das gesamte System ist anfällig für Korruption und die Umgehung von Vorschriften. Diese Situation wird von „Investoren“ genutzt, um sich auf Kosten der Bevölkerung Land anzueignen – gefördert durch AATIV, also durch das BMZ und die Bundesregierung.

So will die Bundesregierung „Fluchtursachen bekämpfen“??? Wer über gesunden Menschenverstand verfügt und etwas genauer hinschaut, erkennt, dass so Fluchtursachen nicht bekämpft, sondern geschaffen werden. Aber Menschen, die flüchten, weil ihnen ihre Lebensgrundlage genommen wurde, werden zynisch als „Wirtschaftsflüchtlinge“ bezeichnet, die bekanntlich in Deutschland kein Asylrecht genießen.

Das ARD-Magazin „MONITOR“ berichtete am 06.07.2017 in einem 8-Minuten-Beitrag über AATIF (sehr sehenswert, aber auch sehr deprimierend und frustrierend).

Mehr Infos auf unseren Unterseiten:

Warum wir TTIP, CETA, TiSA & Co. ablehnen

Ein „ Loblied“  auf JEFTA

Bündnis gerechte Weltordnung 

                                                                        Zurück